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Wie wird man Schiedsrichter oder Wettfahrtleiter?

Dem Regattasegler wird gemeinhin eine hohe Leidensfähigkeit nachgesagt. Trotzdem muss er sich gelegentlich über Wettfahrtoffizielle ärgern. Eine fundierte Ausbildung hilft, die Durchführung einer Regatta zu verbessern.

Fabian Bach, seit 2012 Wettfahrtleiter mit internationaler Lizenz und seit 2020 Mitglied bei World Sailing im „Race Management Subcommittee“, einem ehrenamtlichen Ausschuss, der sich mit den Inhalten des Wettfahrtkomitees beschäftigt, wurde zum Leiter der Arbeitsgruppe „Ausbildung Wettfahrtleiter“ berufen. Damit ist er bei World Sailing für die Ausbildung internationaler Wettfahrtleiter, und die Unterstützung nationaler Mitgliedsverbände in diesem Bereich zuständig.
In dieser Funktion überarbeitet und strukturiert er mit seiner Arbeitsgruppe aktuell die meist dreitägigen Race-Management-Seminare und integriert dort beispielsweise auch Elemente des E-Learnings.
Bereits seit 2017 bildet der 38-Jährige vom Yachtclub Immenstaad und Kieler Yacht-Club für World Sailing internationale Wettfahrtleiter aus und ist einer von nur sechs Ausbildern weltweit für die höchste Wettfahrtleiterlizenz. Jährlich halten sie zwei bis drei Seminare, abwechslungsweise in Europa oder Übersee, mit jeweils zwei Referenten ab, springen aber auch dann ein, wenn ein nationaler Verband keine eigenen Ausbilder oder kein nationales Ausbildungsprogramm hat. Wie zum Beispiel vor ein paar Jahren auf Antigua und Barbuda, als für die Antigua Sailing Wettfahrtleiter geschult werden sollten. 2018 reiste er für ein Seminar nach Toronto und in die Karibik, im vergangenen Jahr nach Dublin, Anfang März dieses Jahres referierte er in Kiel.Fabian Bach und Bruno de Wannemaeker aus Belgien sind zwei von sechs Ausbildern, die bei World Sailing Internationale Wettfahrtleiter ausbilden dürfen. Foto: Christian Beek  Fabian Bach und Bruno de Wannemaeker aus Belgien sind zwei von sechs Ausbildern, die bei World Sailing Internationale Wettfahrtleiter ausbilden dürfen.
Foto: Christian Beek
Nur wer bereits fundierte Kenntnisse auf nationaler Ebene hat, bringt die Voraussetzungen und das hohe Niveau für die Teilnahme an einem solchen Seminar mit. „Wer hier etwas Neues lernt, hat ein Problem“, sagt Bach und weiß, dass die Durchfallquote bei 60 bis 70 Prozent liegt. Doch selbst, wer die Prüfung besteht, hat noch keine Garantie, die höchste Lizenz zu bekommen. Mit viel praktischer Erfahrung und aussagekräftigen Referenzen ausgestattet kann man sich nach bestandener Prüfung bei World Sailing um die Lizenz bewerben. Ein bürokratischer Akt, bei dem Formulare, Nachweise über hochrangige Regatten und die schriftlichen Referenzen eingereicht werden müssen. Einmal jährlich im November, im Rahmen der Jahresvollversammlung, findet dann die Berufung statt. Einen Automatismus gibt es nicht. Weltweit haben etwa 200 Wettfahrtleiter eine internationale Lizenz. Etwa zehn werden jährlich auf Empfehlung des Komitees vergeben.Angehende Schiedsrichter kämpfen sich durch die Regelkunde.Angehende Schiedsrichter kämpfen sich durch die Regelkunde.Auf Fabian Bach wurde vor vielen Jahren Jürgen Graf vom Segelverband Baden-Württemberg aufmerksam. Er vermittelte ihn 2009 ins Team der Wettfahrtleiter zu den Jugendmeisterschaften aller Bootsklassen nach Travemünde. Dort wurde er vom damaligen Bahnwettfahrtleiter Peter Ramcke an die Hand genommen, der bereits 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking dabei war. 2010 wurde Bach bereits sein Stellvertreter in Kiel und ging im gleichen Jahr zum ersten Mal ins Ausland. Als Hospitant kam er nach Polen und nach Dänemark zu nationalen und internationalen Meisterschaften. 2011 durfte er Ramcke tageweise beim Sailing World Cup in Kiel, einer Qualifikationsregatta für die Olympischen Spiele, vertreten. Erst danach setzte er sich in das Seminar für die internationale Lizenz. Die Ausbilder kamen damals aus Polen und Australien, Unterrichtssprache war Englisch und die Prüfung hatte es in sich. „Ohne meine Erfahrung mit internationalen Regatten hätte ich keinen Fuß auf den Boden gebracht“, ist Fabian Bach überzeugt.
Doch wofür braucht man überhaupt eine internationale Lizenz?
„Eine internationale Lizenz ist von World Sailing, egal ob als Wettfahrtleiter oder Schiedsrichter, immer dann vorgeschrieben, wenn man Europa- und Weltmeisterschaften in olympischen Klassen oder olympische Wettfahrten begleiten will oder wenn es die internationalen Klassen vorschreiben“, sagt Bach. Und der Weg dahin ist lang.Schiedsrichter- und Wettfahrtleiter-Seminare sind anspruchsvoll. Von den Teilnehmern wird Mitarbeit gefordert.Schiedsrichter- und Wettfahrtleiter-Seminare sind anspruchsvoll. Von den Teilnehmern wird Mitarbeit gefordert.

Die regionale Lizenz
Um als Wettfahrtoffizieller an einer beliebigen Verbands-Regatta teilzunehmen, wie zum Beispiel einer Yardstick-Regatta, braucht es keinerlei Lizenz. Hier gilt: Wer kann, der darf. Handelt es sich jedoch um Ranglistenregatten nach den Regeln des DSV, ist bereits die regionale Lizenz gefragt. Anders als ihr Name vermuten lässt, ist ihre Gültigkeit aber nicht auf die Region beschränkt, sondern wird deutschlandweit anerkannt. Die regionale Lizenz stellt damit die niedrigste Lizenzstufe dar.
Vorausgesetzt werden neben einer Mitgliedschaft in einem DSV-Verbandsverein, Regattaerfahrung und Regelkenntnis. Darüber hinaus muss der Lizenzanwärter in vier Kalenderjahren vor seiner Antragstellung anhand eines Bewertungsschemas als Tätigkeitsnachweis 100 Punkte erreicht haben. Dieses Punktesystem ist in der „Ausbildungs-, Lizenz- und Prüfungsordnung für Wettfahrtleiter und Schiedsrichter“ des DSV seit 2018 festgelegt.Wettfahrtleiter müssen das Geschehen auf dem Regattafeld unter Kontrolle haben.Wettfahrtleiter müssen das Geschehen auf dem Regattafeld unter Kontrolle haben.Leitet der angehende regionale Wettfahrtleiter in dieser Zeit zum Beispiel eine Verbandsregatta, bekommt er dafür weniger Punkte gutgeschrieben als für Ranglistenregatta. Und die Wettfahrtleitung zählt mehr als die bloße Mitgliedschaft im Protest- oder Wettfahrtkomitee. Auch wer eine Regatta mitsegelt bekommt dafür, je nachdem wie hochwertig die Regatta eingestuft ist, Punkte gutgeschrieben. Weitere werden für ein Praxisseminar und die verschiedenen theoretischen Unterrichtseinheiten vergeben.
Doch wer glaubt, sich nur durch Mitsegeln 100 Punkte erarbeiten zu können, hat sich getäuscht. Die Lizenzordnung schreibt auch vor, in welchen Kategorien wieviel Punkte gesammelt werden müssen. Sind nach vier Jahren die Voraussetzungen erfüllt und hat der Anwärter die Prüfung bestanden – sie besteht aus einem Ankreuztest im Multiple-Choice-Verfahren, bekommt er die regionale Lizenz für vier Jahre ausgestellt. Um sie zu verlängern muss ein Antrag gestellt und nachgewiesen werden, dass wie zuvor erneut 100 Punkte erarbeitet wurden. Die Ausbildung erfolgt durch die Landesverbände.Aktive Mitarbeit statt Powerpoint-Präsentationen: Hier wird das richtige Tonnenlegen geübt.Aktive Mitarbeit statt Powerpoint-Präsentationen: Hier wird das richtige Tonnenlegen geübt.

Die nationale Lizenz
Wer jetzt Erfahrungen gesammelt hat und Lust bekommt als Wettfahrtoffizieller an einer Deutschen Meisterschaft teilzunehmen, hat die Möglichkeit, eine nationale Lizenz zu erwerben. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange er die regionale Lizenz bereits in der Tasche hat. Analog dazu, nur auf höherem Niveau, muss er jetzt 120 Punkte nachweisen. Das kann bei Wettfahrtleitern ein Einsatz auf dem Startschiff oder Tonnenleger sein, für die Schiedsrichter eine Mitarbeit im Protestkomitee.
Zusätzlich muss er bei einer hochrangigen Regatta, einer deutschen Meisterschaft, einer Weltmeisterschaft oder einer Meisterschaft auf kontinentaler Ebene teilgenommen haben. Kann er eine gute Beurteilung und Empfehlung des Wettfahrtleiters oder des Obmanns des Protestkomitees, in dessen Team er mitgearbeitet hat, nachweisen, ist bereits ein Großteil der Voraussetzungen erfüllt. Im Aufbauseminar werden die Kompetenzen erweitert. Da der Bedarf an Lehrgängen für die nationale Lizenz von Wettfahrtleitern und Schiedsrichtern nicht besonders groß ist, sucht sich der DSV auch kooperierende Landesverbände, um diese abwechslungsweise im Norden und im Süden Deutschlands durchzuführen.
Der Lehrgangsleiter spielt eine Tonaufnahme ab. Wie ein Fußballreporter im Radio spricht ein Wettfahrtleiter seine Kommentare zur Vorstartphase einer Regatta in sein Diktiergerät. „Eine Minute 30 bis zum Start. 14 Knoten Wind, die Linie sieht gut aus. Die 27 fährt die Linie hoch, die 21 ist am dichtesten an der Linie, fällt ab Richtung Pinnend. Noch fünf Sekunden bis zum Start…“ Der Nachwuchs muss mitarbeiten und Punkte sammeln.Der Nachwuchs muss mitarbeiten und Punkte sammeln.Die Lehrgangsteilnehmer sind beeindruckt von der Fülle der Beobachtungen und die Fähigkeit des Wettfahrtleiters diese kompakt in klare Sprache zu fassen. Doch sollte es später zu einem Protest gegen eine Frühstartentscheidung kommen, können solche Dokumentationen wichtig sein.
Auch angehende nationale Schiedsrichter werden gefordert. Sie müssen zum Beispiel lernen, ausgefüllte Protestformulare zu verstehen und selbst unglücklichste Formulierungen richtig zu interpretieren. Der Lehrgang schließt mit einer schriftlichen Prüfung ab, bei der zusätzlich zum Ankreuztest, Fragen frei formuliert beantwortet werden müssen. Auch die nationale Lizenz ist vier Jahre gültig. Für die Verlängerung müssen erneut 120 Punkte und Seminare nachgewiesen werden. Und dann gilt üben, Kontakte knüpfen, Referenzen sammeln, wenn man eines Tages bei Olympia auflaufen will.

Das Aus- ud Fortbdilungsprogramm des Segelverbandes Baden-Württemberg ist auf der Webseite akademie.segelverband-bw.de veröffentlicht.

Fotos: Anette Bengelsdorf/SVBW und Christian Beeck

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